Strafe & Belohnung

Dies sind wohl zwei Begriffe, die unser alltägliches Leben so durchziehen, wie kaum etwas anderes, außer vielleicht “Liebe und Hass”, die jedoch Abwandlungen von Belohnung und Strafe sind. Wenn wir jemanden strafen wollen, indem wir ihm zum Beispiel Zuneigung und Nähe entziehen, dann sind wir überzeugt, dass die Person etwas „falsches“ getan hat, das es rechtfertigt bestraft zu werden. Auf der anderen Seite, sind wir bereit, dass Menschen belohnt werden, wenn sie das tun, was wir für „richtig“ halten. An sich ist diese Haltung schon ein Gewaltakt, da wir annehmen, dass das, was wir wollen und für richtig halten, auch Gültigkeit für alle anderen Menschen hat. Diese Annahme ist weit weg von der Wirklichkeit des Lebens.

Wir glauben, dass wir durch Strafe und Belohnung andere von ihren Handlungen abhalten können. Wir glauben durch Strafe und Belohnung die Welt kontrollieren zu können. Das ist eine fundamentale Annahme, die leider unserer modernen Gesellschaft (mit wenigen Ausnahmen) zugrunde liegt. Sie ist das Fundament unserer westlichen, materialistischen Dominanzkultur, die auf der Unterwerfung, Ausbeutung und Bestrafung von Schwächeren und Fremden von der Antike, über die Kolonialzeit bis zu den fürchterlichen Kriegen der Moderne und der Zerstörung, die der Kapitalismus sät, aufbaut.

Strafe, Sünde und Scham sind auch die Grundzüge zahlreicher Religionen, die unser Verständnis von Miteinander und Beziehungen geprägt haben. Sie haben den Weg geebnet zu einer Lebenshaltung in der wir dazu neigen Menschen, die andere Bedürfnisse, als die unseren haben, zu entwerten, zu ächten und zu züchtigen.

Das beginnt bereits in der Kindererziehung, wenn wir durch Weinen oder Schreien und später durch direktes Tun die Erfüllung unserer Bedürfnisse umsetzen wollen. Wir werden als Kinder durch Strafen und Belohnungen dahingehend manipuliert, dass wir es verlernen auf unsere Gefühle zu hören und unsere Bedürfnisse bewusst wahrzunehmen. Dieser Prozess von Strafe und Belohnung setzt sich später in der Schule und dann in der Arbeitswelt fort, bis wir ihn völlig angenommen haben, als das einzig gültige Modell die Welt und Gemeinschaft zu betrachten.

Das Problem ist, dass diese Haltung die Realität des anderen leugnet und zwangsweise zu Konflikt und Eskalation führen wird, sofern sich das Gegenüber unserer Auffassung von richtig und falsch nicht unterwirft. Wir streben somit nach mehr Macht (meist durch Geld oder Status) und somit Herrschaft über andere Menschen, oder die Freiheit von ihnen. Das Ziel ist es, dass wir anderen Menschen durch Macht unseren Willen und unsere subjektive Weltsicht aufzwingen wollen. Die spiegelt sich im Sprachgebrauch wieder.

Durch die simplifizierenden Urteile von richtig und falsch sind wir unfähig die Vielfalt zwischenmenschlicher Bedürfnisse und die Realität anderer Menschen zu sehen. Wir leben dadurch in einer flachen, verarmten Wahrnehmung der Welt.

Die Gewaltfreie Kommunikation hilft uns eine offene und neugierige Haltung zu entwickeln, in der wir uns einer tieferen Realität stellen können, in der wir es nicht nötig haben andere für ihr Verhalten zu strafen oder zu belohnen, sondern zu lernen anderen Menschen zu begegnen, auch wenn sie unsere Bedürfnisse durchkreuzen.

Ein einstiges Naturvolk aus dem Amazonas hat ursprünglich den folgenden Umgang mit Menschen, die Leid verursachen, praktiziert: Wenn z.B. ein Dieb jemanden etwas geraubt hat, dann kamen alle Dorfmitglieder zusammen und haben vor dem Dieb Lieder gesungen und ihn umarmt, da sie erkannt haben, dass er aus Leid, dem Mangel an Anerkennung und Verbindung heraus gehandelt hat. Sie konnten sein tieferes Bedürfnis hinter seiner destruktiven Tat erkennen. Unser Umgang mit Kriminellen ist das Bestrafen, indem man sie wegsperrt. Die Rückfallquoten sind bei 50 bis sogar 70% in den USA. Wir müssen uns fragen, ob unser Umgang mit Strafe und Belohnung nicht die Ursache für Gewalt ist.

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GFK Einführungskurs:  18.-19. Mai 2024

English NVC-course: September 7th-8th 2024

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